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May 5, 2023

Ob du dich als Opfer oder als Gewinner deiner frühkindlichen Prägung und Bindung fühlst liegt ganz alleine bei Dir.

Stell dir ein Mädchen vor, dass im Winter 1954 im US-Bundesstaat Mississippi zur Welt kommt. Ihre Eltern sind sehr jung, ihr Vater 20 Jahre alt, die Mutter gerade einmal 18. Kurz nach der Geburt trennen sich ihre Eltern und sie wächst bei ihrer Großmutter auf einer Farm auf. Die Großmutter ist sehr streng, schlägt das kleine Mädchen beim geringsten Fehler. Ein zerbrochenes Glas, verschüttetes Wasser, die Unfähigkeit still zu sitzen, all dies bringt ihr eine Tracht Prügel ein. Da die Großmutter sehr arm ist, muss das Mädchen Kleidung tragen, die aus Kartoffelsäcken genäht wurde, weshalb ihre Schulkameraden sie als „Sack-Mädchen“ beschimpfen. Als sie sechs Jahre alt ist, erkrankt ihre Großmutter schwer und sie muss zu ihrer Mutter ziehen, wo sie draußen auf der Veranda des Hauses schlafen muss. Doch es geht für das Mädchen noch weiter bergab. Mit neun Jahren wird sie von ihrem 19-jährigen Cousin sexuell missbraucht und in den darauffolgenden Jahren misshandelt sie ein Familienfreund und ihr Onkel immer wieder körperlich. Im Alter von 14 Jahren wird sie schließlich schwanger, verliert das Baby aber kurz nach der Geburt. Eine wahrlich tragische Kindheit.

Was glaubst du, was das Mädchen heute macht? Wie könnte es für sie weitergegangen sein?

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass das Mädchen aus Mississippi heute psychisch und physisch schwer krank oder sogar Tod ist, so lehrt uns das Leben an dieser Stelle: Es lohnt sich, nicht nur zu hoffen, sondern es ist möglich und vielversprechend, das Ruder in die Hand zu nehmen und den eingeschlagenen Kurs der Vergangenheit proaktiv zu verändern. Die Statistik sprach zwar gegen eine leuchtende Zukunft, doch nachdem das Mädchen mit 14 Jahren ihr Baby verloren hatte, kämpfte sie für ein besseres Leben – und gab die Hoffnung nicht auf. Als ob ihre Eltern eine Vorahnung gehabt hätten, gaben sie ihrer Tochter einen Namen, der in seinem hebräischen Ursprung auch so viel bedeutet wie: die, die ihren Rücken kehrte.

Denn bei diesem Mädchen handelt es sich um eine Frau, die du wahrscheinlich kennst; eine Frau, die ihrer schweren Vergangenheit im wahrsten Sinne den Rücken kehrte und heute nicht nur die erste afro-amerikanische Milliardärin ist, sondern auch einer der mächtigsten Personen der Medienwelt: Oprah Winfrey.

Oprah hat es geschafft, ihre schwere Kindheit in große Kraft zu verwandeln. In der Forschung wird eine solche Reaktion auf eine schwere psychische Belastung posttraumatisches Wachstum genannt. Die spannende Frage, die sich hier nun aufdrängt, lautet: Welche Faktoren sind Katalysatoren des persönlichen Wachstums? Was macht den Unterschied aus, ob wir an einer Erfahrung wachsen oder scheitern?

Eine entscheidende Weiche scheint zunächst einmal die emotionale Intensität der Erfahrung zu sein: Vor allem Momente, die mit starken Gefühlen – angenehmen wie unangenehmen – einhergehen, regen Wachstum an. Darauf folgend sind es nach aktuellem Stand der Forschung vor allem drei Faktoren, die den Schalter auf Wachstum umlegen: die Anwesenheit angenehmer Emotionensoziale Unterstützung und das Schöpfen von Sinn aus dem Erlebten.

In ihrer 2015 veröffentlichten Doku-Serie „Belief“ teilte Oprah Winfrey mit ihren Zuschauern, dass es vor allem ihr Glaube an eine höhere Macht war, der ihr in dieser schwierigen Zeit ein Gefühl von Sinn und spiritueller Unterstützung gab: „Ich wuchs mit dem Verständnis auf, dass es diesen allwissenden, allmächtigen Gott gibt, der mich liebt. Als ich im Alter von sechs Jahren von meiner Großmutter getrennt und zu meiner Mutter geschickt wurde, landete ich plötzlich an einem Ort, der mir völlig fremd war. Ich kannte niemanden, ich kannte nicht einmal meine Mutter. Ich wusste nur, dass die Leute sagten: ‚Das ist deine Mutter‘. Ich betrat diesen Raum und fühlte mich völlig allein und verlassen. Ich erinnere mich an die erste Nacht, in der ich das Haus betrat und mir gesagt wurde, dass ich nicht bei meiner Mutter schlafen könne und dass ich nicht im Haus schlafen könne. Aber es gab eine kleine Veranda, bevor man das Haus betrat, und ich wurde nach draußen gebracht, um dort zu schlafen. Ich erinnere mich, dass ich in der ersten Nacht, in der ich von meiner Großmutter getrennt wurde, auf den Knien gebetet habe. Ich erinnere mich nicht, jemals eine Träne darüber vergossen zu haben, weil ich wusste, dass Gott mein Vater war, Jesus mein Bruder, und sie waren bei mir.“

Aus den Worten Oprahs erkenne ich alle 3 Wachstumsfaktoren:

Die subjektiv empfundene Anwesenheit einer göttlichen Energie hat ihr nicht nur ein ressourcenvolles und damit angenehmes Gefühl vermittelt, sondern für sie auch ein Gefühl der Unterstützung und des Sinns geschenkt. In solch einem Rahmen, der den Raum für Wachstum öffnet, ermöglicht die hohe Neuroplastizität, (also, die Fähigkeit des Gehirns, sich während des gesamten Lebens eines Menschen zu verändern und zu wachsen.) dass sich Erfahrungsmuster, die wir in der Kindheit erlebt haben verändern können. So konnten Studien beispielsweise auch zeigen, dass, selbst wenn wir in der Kindheit eine unsichere Bindung entwickelt haben, wir später dennoch eine sichere Bindung aufbauen können. Das bedeutet: Das innere Arbeitsmodell von Bindung ist formbar und kann zum Beispiel durch neue ressourcenvolle Beziehungserfahrungen oder auch gezielte Interventionen mit einem Mentor oder Coach verändert werden.

Ich empfehle dir gerne eine Doku-Serie, die von Oprah Winfrey und Prinz Harry produziert wurde „Das Ich, dass du nicht siehst“. Hier teilen nicht nur die beiden ihre Lebensgeschichte, sondern auch bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Lady Gaga, Glenn Close etc.

Hier der Trailer:

https://www.youtube.com/watch?v=3Yei7VvOFcA

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